Genuss pur

17.03.2016 09:53

Mit dem Sohnemann in die Musikschule, zum Tennis und Karate. Zwischendurch einkaufen, kochen und zumindest dafür sorgen, dass beim Klingeln nicht der Lurch als erster in unserer Tür erscheint. Abends zum Elternverein oder zum Netzwerktreffen.

Ein Vollzeitjob im Schichtdienst, Einspringen für erkrankte Kollegen und Fotbildungen. Klassenkonzerte und Gürtelprüfungen. Langeweile kenne ich nicht.

Seit zwei Tagen humple ich durch die Gegend mit einem Muskelfaserriss. Der kam einfach so, unangekündigt und ohne besondere Anstrengung. Es fühlte sich an, als hätte mich jemand getreten. Ich sah mich sogar um, aber hinter mir war keiner.

Der Schmerz war gigantisch.

Nun plane ich zu allem zehn Minuten dazu. Zum Schluweg und den Nachmittagsaktivitäten meines Sohnes. Fürs Shoppen, Kücheneinsatz und sogar zu meinen Abendtreffen, weil ich nicht mit dem Auto ums Eck fahren will.

Nicht nur in den Vorträgen höre ich immer wieder: wenn man es eilig hat, soll man langsam gehen. Die Dinge des Lebens genießen. Entschleunigung soll stressmindern wirken …

Jedem das Seine. Und was ist das Meine?

Ich habe keine Zeit für Muskelfaserrisse. In meinem Leben ist kein Platz für dieses langsame Tempo. Wegen der blöden zusätzlichen zehn Minuten hätte ich gestern beinahe einen grandiosen Sonnenuntergang verpasst.