Absurd

"Grüß Sie", ich klopfte an den Türrahmen und trat souverän in das kleine Büro, als stünde auf dem Schild: Herzlich Willkommen, und nicht: Nur fürs Personal. 

"Guten Tag." Die Angstellte der Fortbildungseinrichtung hob unwillig den Kopf und sah mich an.

"Mein Name ist Nina Glück, ich hoffe, Sie können mir helfen." Zum Glück hing mein Leben nicht von ihrer Bereitschaft.

"Was kann ich für Sie tun?" Sie überließ den Kopierer seinem Schicksal und machte einen Schritt auf mich zu.

"Ich suche meinen Kurskollegen. Er antwortet nicht auf meine Mails, telefonisch kann ich ihn auch nicht erreichen ..." Sie holte tief Luft. "Ich weiß - Datenschutzbestimmungen und so. Aber ich habe für ihn Bücher gekauft und nun weiß ich nicht, wohin damit." Im Lügen müsste man mir ein Diplom ausstellen. "Er heißt Aleksander Stoller."

Die Frau sagte nichts. Sie drehte sich nur auf der Stelle um und ging ins Nebenzimmer.

Hä? - Ich konnte mir auf dieses nicht wertschätzendes Verhalten in einer Fortbildungsagentur für soziale Berufe keinen Reim machen.

"Frau Glück!" Es kam mir zuerst diese unbekannte Stimme entgegen, dann bekam ich erst eine andere Frau zu sehen. "Kommen Sie, setzen Sie sich." Sie drückte mich aus der Tür, zurück in den Gang hinein und lotste mich zu einem kleinen Tisch mit vier Sesseln.

"Ich muss gleich zum Kurs." Mensch, was sollte das? Ich hatte keinen Bock mich hinzusetzen. Was hatte ich da bloß angezettelt?

"Kommen Sie. Nehmen Sie Platz." Sie wiederholte sich noch einige Male und als ich endlich einsah, dass ich von ihr nichts erfahren werde, bevor ich meinen Hintern nicht auf einem dieser Stühle parke, setzte ich mich.

"Herr Stoller hat Selbstmord begangen."

Da war ich echt froh, dass ich saß.

Wie? Was? Warum? Gleich darauf kamen Gedanken wie: Nein - das ist unmöglich. Die verwechselt ihn mit jemandem. Wollte er sich vielleicht vor dem Zahlen drücken und hat diese Nachricht in die Welt gesetzt? ... Das ist doch absurd.

Absurd ist es heute noch, vier Jahre nach dieser unglaublichen Nachricht